Sitzung der Gemeindevertretung am 21.01.2016: Wenig Licht und viel Schatten
Von wenig Licht und viel Schatten ist aus Sicht der Grünen von der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung zu berichten. In Kurzform: In Büdesheim soll ein nächtliches Tempolimit von 30 km/h erlassen werden, auf der Ortsumfahrung Oberdorfelden dagegen nach wie vor nicht. Die Entscheidung über den Verkauf des Alten Schlosses musste vertagt werden. Den unter Artenschutz stehenden Rot- und Schwarzmilanen werden nicht einmal 4 ha Ruhe gegönnt, obwohl sich diese teilweise Waldstilllegung sogar wirtschaftlich rechnen würde. Und im Klimaschutz spielt Schöneck höchstens noch in der Kreisliga, ein ambitioniertes Energieverbrauchs-Niveau für Neubauten wird nicht mehr angestrebt. Der Haushalt lässt eine Multi-Win-Chance aus, denn es soll ein Neubau für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren für 1,65 Millionen Euro errichtet werden, anstatt durchaus mögliche Synergien im Zusammenhang mit der Betreuung von Schulkindern und dem Verkauf des Schlosses zu nutzen. Dafür sollen in Kilianstädten der Feuerwehr ein für alle Mal jegliche Expansionsmöglichkeiten verbaut werden. Ein Lichtblick zum Schluss: Großer Konsens besteht in der Schönecker Kommunalpolitik bei der Unterstützung für Flüchtlinge. Zum einen wird die engagierte Arbeit des Arbeitskreis Asyl künftig mit 500 Euro pro Monat unterstützt. Zum anderen wurde beschlossen, das ehemalige Nahkaufgebäude in Büdesheim zu kaufen, um es zunächst als Notunterkunft für Flüchtlinge zu verwenden.
Nächtliches Tempolimit von 30 km/h für Ortsdurchfahrt Büdesheim kommt
Zu Beginn der Sitzung teilte die Bürgermeisterin mit, dass in der Ortsdurchfahrt Büdesheim nachts künftig Tempo 30 gelten soll. Im Rahmen des Lärmaktionsplans Hessen hatten wir im Jahr 2013 für die Ortsdurchfahrt ein Tempolimit von 30 km/h beantragt. Erfreulicherweise hatte dem seinerzeit auch die SPD zugestimmt. Der jetzige Erfolg ist aber erst durch den Regierungswechsel in Wiesbaden ermöglicht worden. Die lange umstrittenen und von der Vorgängerregierung untersagten Versuche mit einem nächtlichen Tempolimit an Frankfurts Hauptstraßen, haben die Geschwindigkeitsbeschränkung auch für andere Ortsdurchfahrten "salonfähig" gemacht. Nicht umgesetzt werden konnte bislang leider das geforderte Tempolimit von 70 km/h an der Ortsumgehung Oberdorfelden. Hier überschreitet laut Messung von hessen mobil der Abstand zwischen den Schildern derzeit die Vorgabe von 1000 Metern um wenige Meter. Wir bleiben dran ...
Entscheidung über Schlossverkauf vertagt
Der von uns unterstützte Verkauf des Alten Schlosses musste dagegen erneut vertagt werden. Grund war, dass ein ca. zwei Jahre alter Antrag der FWG noch im Geschäftsgang des Haupt- und Finanzausschusses feststeckt, wie deren Fraktionsvorsitzender zu Recht in der Sitzung reklamierte. Sehr ärgerlich! Voraussichtlich wird über den Verkauf nun in einer Sitzung der Gemeindevertretung am 11.02. abgestimmt. Aber auch danach wird das Thema die Gemeinde wohl weiter beschäftigen. Die Bürgerinitiative hat angekündigt, im Falle eines positiven Votums ein Bürgerbegehren dagegen zu initiieren. Das ist gelebte Demokratie: Mögen die überzeugenderen Argumente gewinnen.
Vogelschutz soll weiter nur eine geringe Rolle spielen ...
In den Ausschussberatungen war leider unser Antrag, 4 ha Buchenaltholzbestände im Büdesheimer Buchwald aus der Nutzung zu nehmen, abgelehnt worden. Nach Erhebungen des Vogelschutzvereins und der HGON wird der Waldabschnitt dauerhaft von unter Artenschutz stehenden Vögeln wie Rotmilan, Schwarzmilan, Mäussebussard und Baumfalke genutzt. Der Abschnitt ist durch seine Waldrand- und Kuppenlage ein idealer Lebensraum für diese Vögel. Die Stilllegung hätte nicht nur dem Naturschutz gedient, sondern würde sich über das System "Ökopunkte" auch ökonomisch lohnen. Wir lehnten daher den vorgelegten Waldwirtschaftsplan ab, da das Gleichgewicht der Waldfunktionen Naherholung, Wirtschaft und Naturschutz derzeit nicht mehr gegeben ist. Zu unserem Antrag hier ...
Im Klimaschutz spielt Schöneck leider nur noch Kreisliga ...
Im Hanauer Pfad in Büdesheim werden am Feldrand Gemeindegrundstücke verkauft. Wir sind froh, dass im Juni die Mehrheit unserem Vorschlag gefolgt war, den Anwohnern der Grundstücke im Hanauer Pfad ein Vorkaufsrecht „zur Gartenerweiterung bzw. - erhaltung“ zu Baulandkonditionen einzuräumen, was von einem Anwohner auch in Anspruch genommen wurde. Unglücklich sind wir, dass wir keine Mehrheit erzielen konnten mit unseren Vorschlägen, hier KfW 40 Häuser zu fördern oder sogar nur solche zuzulassen. Lediglich zu einer „Bevorzugung bei ansonsten gleichen Konditionen“ konnte sich im Juni die Mehrheit durchringen. KfW 40 hätte bedeutet, dass Häuser gebaut würden, die nur noch 40 Prozent des gesetzlich zulässigen Energieverbrauchs benötigen, was heute technisch leicht möglich ist. Die Gemeinde Schöneck hatte sich vor einigen Jahren zum Ziel gesetzt, bis 2030 CO2-neutral zu sein, auch heute noch wird damit auf der Gemeindehomepage geworben. Stolz können wir in der Tat sein, dass wir alljährlich die Kreiswertung der Solarbundesliga gewinnen. Beim viel mehr ausmachenden Energieverbrauch zur Wärmeerzeugung müssen wir jedoch schauen, dass wir den Anschluss an die Kreisliga halten. Auf Bundesliga-Niveau spielt hier z.B. Nidderau. In der Neuen Mitte darf dort nur nach dem noch ehrgeizigeren Passivhausstandard gebaut werden.
Haushalt: Schöneck lässt eine Multi-Win-Chance aus
Im vorgelegten, mit einem Minus von 1,2 Millionen Euro nach wie vor kritischen Haushaltsentwurf wurden einige Verbesserungen umgesetzt, die wir schon in vergangenen Jahren mehrfach vergeblich gefordert hatten (2012, 2013). Zuvorderst ist hier die Erhöhung der Grundsteuer zu nennen, die zwar schmerzhaft ist, aber leider nicht zu vermeiden. Nur auf die Bundes- oder Landespolitik zu schimpfen, dass die kommunalen Mittel nicht ausreichen, ist eben zu wenig, wenn man auch eigene Handlungsmöglichkeiten hat. Und eine wesentliche Stellschraube auf Kommunalebene ist die Grundsteuer. Gut daher, dass auch CDU und SPD sich nicht mehr scheuten, diesen Schritt mitzugehen.
Erfreulich ist auch nach wie vor die konsequente und parteiübergreifende Haltung der Gemeindepolitik in Sachen Unterstützung für Flüchtlinge. Da die Arbeit des Arbeitskreis Asyl überall große Anerkennung erfährt, wurde unser Antrag, diese Arbeit mit monatlich 500 Euro zu unterstützen, einstimmig angenommen. Wir hatten die Absicht, diese Mehrausgabe durch einen Verzicht auf die Sitzungsgelder von uns Kommunalpolitikern zu kompensieren. Dieser Antrag wurde jedoch von allen anderen Fraktionen abgelehnt.
Große, leider enttäuschte Hoffnung hatten wir, dass unser Antrag angenommen würde, vor dem Neubau einer U3-Betreuung für 1,65 Millionen Euro, noch eine andere, auf der Hand liegende Alternative zu prüfen. Die CDU hatte sich in der vorbereitenden Ausschuss-Sitzung dazu noch enthalten, nun in der Gemeindevertretung aber abgelehnt. Die Alternative lautete so: Die 50 Hort-Plätze in der Büdesheimer Kita Kirchgasse würden umgewandelt in (wahrscheinlich etwas weniger) U3-Plätze. Dazu müssten die Hort-Kinder zur Betreuung an die Schule umziehen. Zuvor müsste die Sterntalerschule sich im Rahmen des Pakts für den Nachmittag auf den Weg zur Schule mit Ganztagsangebot machen. Dies wollte die Schule bislang mit Verweis auf die mangelhafte Raumsituation nicht. Mit einem Teil der 1,65 U3-Millionen könnte aber die Gemeinde, co-finanziert vom Main-Kinzig-Kreis als Schulträger hier Abhilfe schaffen, man müsste nur mal mit den Verantwortlichen vom Kreis reden. In diesem Zug könnte dann auch gleich geprüft werden, ob nicht im Zuge des Schlossverkaufs die Bücherei anstatt in den vorgesehenen Räumlichkeiten in der Schulstraße 3 an der Schule einen besseren, idealerweise barrierefreien Standort finden könnte. Diese wäre dann nicht nur näher an den Schülern als Haupt- Nutzergruppe und könnte sogar in das Ganztagsprogramm der Schule integriert werden, sondern auch näher an den Senioren des Martin-Luther-Stifts und für letztere besser zugänglich. Die Schulstraße 3 käme dann als neuer Standort für den Jugendclub in Betracht, der bislang im Schloss untergebracht ist und im Falle dessen Verkaufs nach aktuellem Planungsstand ins Dorfgemeinschaftshaus in Oberdorfelden umziehen sollte. Gewinnen würden in dem Fall alle: Die Kinder im U3- und im Grundschulalter, deren Eltern, die Jugendlichen, die Senioren und die Gemeinde Schöneck sowie der Main-Kinzig-Kreis, weil diese für wahrscheinlich weniger Geld mehr Leistung für ihre Bürger erbringen könnten. Doch leider scheiterte dieser Plan zum wiederholten Mal am Widerstand von SPD und CDU. Man will halt lieber innerhalb der Gemeindegrenzen vor sich hinbauen. Schade, eine Win- Win-Win-Win-Win-Win- Win-Chance wurde ausgelassen. Zu unserem deutlich abgelehnten Antrag hier ...
Knapp ging dagegen die Abstimmung über unseren Änderungsantrag zum Verkauf des Grundstücks in der Dresdener Straße hinter der Feuerwehr Kilianstädten, aus. Wir hatten vorgeschlagen, zehn Prozent der Fläche nicht zu verkaufen, um angrenzend zur Feuerwehr einen Streifen freizuhalten, der in ferner Zukunft vielleicht einmal als zusätzliche Zufahrt zum Feuerwehrgerätehaus genutzt werden könnte. Dies würde eine Erweiterung der Kilianstädter Feuerwehr und damit eine Zentralisierung der Ortsteilfeuerwehren ermöglichen. Aktuell steht dies zwar tatsächlich nicht zur Debatte. Mit der vollständigen Bebauung des Grundstücks würde diese Möglichkeit aber ein für allemal genommen. Das knappe und quer durch alle Fraktionen verlaufende Abstimmungsergebnis von 12 Ja- bei 15 Neinstimmen und 3 Enthaltungen macht aber Hoffnung, dass wir hier nach der Kommunalwahl nochmals ansetzen können, wenn es um den konkreten "Zuschnitt" des Baugebiets geht. Zu unserem Änderungsantrag hier ...
Trotz der genannten guten Ansätze lehnten wir wegen der Ablehnung einer integrierten Planung für die Kinderbetreuung und die angrenzenden Bereiche und wegen der vorgesehenen vollständigen Verbauung der Dresdner Straße und damit der Erweiterungsmöglichkeiten für die Kilianstädter Feuerwehr den Haushalt ab.
  • Zur Haushaltsrede des Fraktionsvorsitzenden Peter Zittier hier ...
  • Zu unserer Presse-Information hier ...
Nahkaufgebäude in Büdesheim wird Notunterkunft für Flüchtlinge
Erfreulich war dann zum Abschluss der Sitzung wieder die Einigkeit der Kommunalpolitik in Sachen Flüchtlingen: Für den Kauf des ehemaligen Nahkauf- Gebäudes in Büdesheim als Notunterkunft für Flüchtlinge wurde einstimmig votiert. Spätere Nutzungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Schule oder dem Alternhilfezentrum sind an diesem guten Standort gegeben.