Rede des Fraktionsvorsitzenden Peter Zittier zum Haushalt 2016

Meine sehr verehrten Damen und Herren

Uns liegt heute zur Beschlussfassung ein Doppelhaushalt vor,  bei dem die Produktbereiche, die Produktgruppen und die Produkte dargestellt wurden, wie dies die Gemeindehaushaltsverordnung vorsieht! Wird dadurch die viel propagierte Klarheit und Wahrheit deutlicher? Die Antwort fällt, wenn ich die bisherigen Beratungen richtig deute, leider negativ aus. Lassen sie mich das an einem Beispiel verdeutlichen: Der Produktbereich 6 umfasst die Kinder/Jugend und Familienhilfe, wovon dann ein Produktergebnishaushalt die Kinderbetreuung in gemeindlichen Einrichtungen (Kitas, U 3 Betreuung und Hortbetreuung) darstellt und auf einer einzigen Seite ein Ergebnis von rund 2 Millionen Minus aufweist gegliedert nach zwei Einnahmepositionen (öffentlich rechtliche Leistungsentgelte und Erträge aus Zuweisungen und Zuschüssen) und drei Ausgabepositionen (Personalaufwendungen, Sach- und Dienstleistungen und Abschreibungen). Mehr, so sieht es die gegenwärtige Gemeindehaushaltsverordnung vor, bräuchten die Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertreter nicht, um ihre Anträge stellen zu können. Ohne die seitens der Verwaltung dankenswerter Weise zur Verfügung gestellten „Arbeitspapiere“ käme dies einem Stochern im Nebel gleich. Doch trotz dieser Arbeitspapiere bleiben Fragezeichen und Unklarheiten. Was zum Beispiel der Kindergarten Waldstraße, das Feuerwehrgerätehaus in Büdesheim oder der Friedhof in Oberdorfelden wirklich kostet, ist für uns nicht mehr ersichtlich, da Verbrauchskosten wie Strom, Gas, Wasser, Versicherungen, Bauhofstunden usw. nicht mehr den einzelnen Produktbereichen zugordnet sind. Dies stellt demzufolge eine gravierende Verschlechterung gegenüber den letzten Haushalten dar und wird dadurch extrem deutlich, dass es keine Vergleichsmöglichkeiten mehr zu den Vorjahren gibt bzw. geben kann.
Wie die zukünftigen Gemeindevertreterinnen  und Gemeindevertreter damit umgehen werden, bleibt abzuwarten, rechtfertigt aber auf jeden Fall, den von Bündnis90/Die Grünen eingebrachten und sehr ähnlich klingenden Antrag der CDU den Haushalt ausschließlich für das Jahr 2016 zu verabschieden.
Dem Gemeindevorstand sprechen wir unsere Anerkennungen dafür aus,  dass er in der Vorlage 2016/17 unpopuläre, teilweise aber notwendige Entscheidungen in Zahlen zum Ausdruck gebracht hat. Die Anhebung der Grundsteuern A und B auf 500 bzw. 590%, und die noch ausstehende Verabschiedung der  Friedhofsgebühren (Kostendeckungsgrad 100%) verbessern die Einnahmesituation der Gemeinde, hätten allerdings auch schon in den Vorjahren praktiziert werden können. Zudem wird aufgrund erst kürzlich gefasster Entscheidungen (von Land und Kreis) zu den Kostenerstattungen für die Flüchtlingsunterbringung und Versorgung, sowie der dann doch etwas geringeren Belastung durch die Schul- und Kreisumlage und die etwas höheren Schlüsselzuweisungen, eine in Summe noch gar nicht zu nennende Verbesserung mit sich bringen.  Wie wir wissen, werden die Schlüsselzuweisungen sicherlich noch mal zur Disposition gestellt werden, wenn die beabsichtigten Klagen verschiedener Kommunen zum Erfolg führen sollten.
Der bisher prognostizierte Fehlbetrag in Höhe von knapp 1,2 Millionen € im Ergebnishaushalt dürfte gleichwohl geringer ausfallen und stellt, gepaart mit der Nichtaufnahme von Krediten in 2016 tatsächlich seit vielen Jahren eine Verringerung des Schuldenstandes (auf rund 11,6 Millionen) dar, wenn man die kumulierten Defizite der Vorjahre außer Betracht lässt, sodass im Gesamtergebnis tatsächlich eine schwarze Null 2016 stehen könnte. 2017 sieht es dann allerdings wieder anders aus und wird die im März zu wählenden Kommunalpolitiker beschäftigen.
Auch die vorliegenden Anträge der Fraktionen (zumindest die meisten) deuten darauf hin, dass der Ernst der Lage allen GVìnnen und GV bewußt zu sein scheint.
Ich möchte an dieser Stelle nur kurz auf die in der Einzelberatung nicht mehr zu diskutierenden Anträge eingehen. Den Kostenansatz für die Errichtung einer Brücke in Büdesheim in Höhe von 180.000 €, der Umlagenerstattung für den Eine Welt Laden (300 €), der Anpflanzung eines Baumes (500 €), den Planungskosten für die Errichtung von Kolumbarien (1.000 €) und dem Antrag der drei Ortsbeiräte für Bewegungsinfrastrukturmaßnahmen beim Schöneck Rundweg  (10.000), werden wir ebenso zustimmen, wie dem Antrag des Seniorenbeirates, die Kürzung im Stellenplan um 4,5 Stunden rückgängig zu machen. 
Die Zustimmung aller Mitglieder im H+F zu unserem Antrag, dem AK Asyl jährlich 6.000 €  zukommen zu lassen, werten wir auch als Anerkennung seitens aller Fraktionen für die im Ak tätigen Menschen und der humanitären Mammutaufgabe, den für unsere Gemeinde möglichen Teil dazu beizutragen, den Asylbewerbern über die reine Unterbringung notwendige Hilfestellungen und Unterstützungen zuteilwerden zu lassen.
Trotz aller Unkenruf, trotz aller Umfragehochs für die AfD, trotz aller Querschüsse aus Bayern sehen wir als Bündnis90/Die Grünen es als vorrangige Aufgabe an, Asylsuchenden Menschen unsere Solidarität zu bekunden, ihnen ein Obdach zu bieten und alles in unserer Macht stehende zu tun, Integration und Teilhabe zu ermöglichen.
Insofern erachten wir auch die Schaffung und Besetzung einer weiteren  Stelle in  der Verwaltung für diesen Komplex als geboten und notwendig. Inwieweit dafür allerdings im Bauhof aufgestockt werden soll, erschließt sich uns nicht wirklich.
Lassen sie mich zum Abschluss kommen!
Wir als Bündnis90/Die Grünen werden unser Votum für oder gegen den Haushalt in entscheidendem Maße davon abhängig machen, wie die Abstimmung über unsere Anträge zum Teilverzicht beim Verkauf Dresdener Straße und zur integrierten Planung bei Kinderbetreuungseinrichtungen ausgehen wird.
Die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde Stück für Stück wieder zu verbessern muss nach wie vor Triebfeder der politisch Verantwortlichen bleiben.

Es gilt deshalb, in vielen Bereichen strukturelle Maßnahmen ins Auge zu fassen, vorzubereiten und umzusetzen.
- Das kann Zentralisierung verschiedenster Bereiche bedeuten,
- das kann letztendlich auch eine Verschlankung der Verwaltung bedeuten,
- das kann auch den Verzicht auf gemeindeeigene Bauwerke bedeuten.
- das kann eine Intensivierung der kommunalen Zusammenarbeit bedeuten bis hin zu einer Gemeindefusion, wenn dies die Bürgerinnen und Bürger wollen.

Für uns als Bündnis90/Die Grünen, gilt hier in Schöneck nach wie vor, auch für die hier ins Parlament einziehenden Vertreterinnen und Vertreter unserer Partei nach dem 6.März 2016.

…….dass wir den unbedingten Willen haben, die Finanzsituation der Gemeinde Schöneck zu verbessern, trotzdem oder gerade deswegen die Entwicklung unserer Kommune voranzutreiben,  die Lasten für die zukünftigen Generationen zu reduzieren  und dabei unsere ökologischen, demokratischen, sozialen und humanitären Grundsätze innovativ umzusetzen.

Es gilt das gesprochene Wort    
Peter Zittier