Rede zum Nachtragshaushalt 2013
Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen
Der vorliegende Nachtragshaushalt 2013 gleicht einem Offenbarungseid der
Doppelhaushaltsverabschiedungskoalition von CDU und SPD, die vor etwas mehr als einem Jahr in
diesen Räumen ja sagte zu einem Haushalt, der im Bereich der Ausgaben nicht nur deutlich,
sondern gravierend zu niedrig ausfiel und die Einnahmepositionen (z.b. Gewerbesteuer) zu hoch
angesetzt hatte. Dies veranlasste die Befürworter des Haushaltes zu folgenden Aussagen:
„Jedenfalls ist es positiv, wenn in finanziell schwierigen Zeiten eine breite Mehrheit der
Gemeindevertretung den Gemeindehaushalt stützt und politisches Handeln auch für die nächsten
zwei Jahre berechenbar bleibt“ (Walter Rauch) und „Im Jahr 2013 nämlich soll dieses Defizit auf
162.000 € schrumpfen – ein Betrag, der nicht mehr weit entfernt von einem ausgeglichenen
Haushalt ist.“ (Markus Jung)
Soweit Worte vom 28.02.12, heute am 14.03.2013, stellt sich die Situation wie folgt dar:
Fehlbetrag 2012: 400.000 € (voraussichtlich) Fehlbetrag 2013: 1.550.000 €, nachweislich dem vom
GV vorgelegten Nachtragshaushalt bzw. der Gesamtergebnisrechnung vom 27.2.2013. Zusammen
wurde, bzw. wird damit im Ergebnishaushalt ein Defizit von rund 2 Millionen € prognostiziert.
Bei einer dermaßen gravierenden Fehlplanung muss an dieser Stelle die Frage erlaubt sein:
bewusste Handlung (immerhin standen Wahlen bevor), oder blindes Vertrauen in die damalige
Vorlage seitens der Haushaltsbefürworter.
Bei der Analyse der vorliegenden Zahlen gehen wir (wohlwollend) interpretierend von einer Mischung
der zwei Faktoren aus.
- Auf keinen Fall Anträge verabschieden, die den Wählerinnen und Wähler negativ aufstoßen
würden und suggerieren, dass wir uns als Gemeinde auf einem finanziellen guten Weg
befinden und deshalb sogar ein kleines Füllhorn der finanziellen Unterstützungen und
Investitionen ausschütten können.
- Der Gemeindevorstand wird uns schon mit den richtigen Zahlen versorgen, die den
Doppelhaushalt ausmachen, zumal dieser doch deutliche Verbesserungen versprach.
Meine sehr verehrten Damen und Herren von der CDU und SPD, welche Motivation auch immer sie
damals getrieben haben mag, das Ergebnis gleicht einer Katastrophe und, was noch viel
schlimmer ist, sie weigern sich offensichtlich auch beim Nachtrag, die Notbremse zu ziehen und
zumindest den Versuch zu starten zu retten, was noch zu retten ist.
Ganz im Gegenteil: Sie nehmen billigend in Kauf, dass eine auch schon vor der Doppik
kostenrechnende Einrichtung, nämlich die Abwasserbeseitigung, nur noch einen Deckungsgrad
von knapp 90 % aufweist und in Summe ca. 200.000 € zu gering ist.
Die leider nur mündlich erfolgte Aussage, dieses Defizit werden wir bei der Neuberechnung der
Abwassergebühren ab 2014 wieder reinholen, erscheint uns recht euphemistisch, würde dies doch
einer drastischen Erhöhung gleichkommen, zumal auch in 2012 hier schon ein Fehlbetrag
aufgelaufen ist.
Die einst eingeplante Untersuchung der Hausanschlüsse, die ja dann seitens der Hessischen
Landesregierung vorerst auf Eis gelegt wurde und in unserer Gemeinde durch die in unseren Augen
unzulässige Grundsteuererhöhung, finanziert werden sollte, zeigt exemplarisch und überaus
deutlich, wie „unzureichend“ der Doppelhaushalt 2012/2013 in seiner Planung war.
Zwar wurde die Erhöhung der Grundsteuer zurückgenommen, der Betrag für die Untersuchung
allerdings im Plan belassen und wie sich jetzt herausstellte, offensichtlich gar nicht in der
tatsächlich notwendigen Höhe eingestellt. Nicht anders ist das jetzt hier vorhandene Defizit zu
deuten.
Wir haben mit unseren Anträgen, die wir nachher im Einzelnen erläutern werden, Vorschläge
unterbreitet, wie das Ergebnis des Nachtragshaushaltes deutlich, nämlich um rund 600.000 €
verbessert werden könnte. Zusätzlich stimmen wir den von den anderen Fraktionen gestellten
Haushaltsverbesserungsanträgen zu.
Gestatten sie mir an dieser Stelle allerdings schon den Hinweis, dass die Anträge der CDU und der
SPD, den U-3 Neubau nicht zu realisieren wohl nur als Reflex auf die Ankündigung der Freien
Wähler zu deuten ist, die einen solchen Antrag angekündigt haben und der Sachverhalt hier im
Hause in den letzten Wochen und Monaten unstrittig war.
Der zweite große Sparantrag, die Sanierungskosten für das Alte Schloß in Büdesheim mit einem
Sperrvermerk zu versehen, verbessert die Planung nicht um einen Cent, da die Kosten im Plan
weiterhin existent sind.
Allerdings hege ich die Hoffnung, dass dies der Beginn einer zwar sehr späten Einsicht in die
Notwendigkeiten einer Haushaltskonsolidierung andeuten, die aber auch jetzt schon greifen könnte,
wenn Sie es denn wollten.
Anerkennung verdient aber immerhin der Antrag der CDU, auf die Rollläden beim Büdesheimer
Rathaus zu verzichten und damit 26.000 € einzusparen, ………die dann aber auch gleich wieder
durch eine neue halbe Stelle beim Ordnungsamt aufgefressen werden, der wir nicht zustimmen
werden, da wir der Meinung sind, dass die anfallende Mehrarbeit innerhalb der Verwaltung
aufgefangen werden müsste.
Diese Gemeindevertretung wird, so nicht noch unvorhersehbare Einsichten bei CDU und SPD
Einzug halten sollten, heute einen Nachtrag verabschieden, der im Ergebnishaushalt ein Defizit von
rund 1,5 Millionen für 2013 voraussieht und damit den kumulierten Betrag aus den Vorjahren von
rund 6,5 Millionen € ausweisen wird.
Dazu gesellen sich langfristige Verbindlichkeiten in Höhe von rund 14 Millionen € (Absetzung des
Gebäudes für U-3 Betreuung schon berücksichtigt) und eine Besserung ist nachweislich des
Investitions- und Finanzplanes zum Nachtrag nicht in Sicht.
Bei der von der Bürgermeisterin angekündigten zukünftigen Genehmigungspraxis der
Kommunalaufsicht, die die rettungsschirmlosen Kommunen genauso bewerten wollen, wie
diejenigen, die den Rettungsschirm in Anspruch genommen haben, erscheint eine Genehmigung
des Nachtrages schon nicht mehr selbstverständlich zu sein und erfordert spätestens für die
Haushaltsberatungen 2014 gravierende Maßnahmen, auf die wir die Bürgerinnen und Bürger
unserer Gemeinde schon heute hinweisen müssten.
Ein weiter so, wie heute von den beiden großen Parteien leider noch praktiziertes Vorgehen, kann
es dann nicht mehr geben.
Die Minimalanforderungen liegen klar auf der Hand:
Der Ergebnishaushalt muss zumindest in die Nähe einer schwarzen Null weisen und neue
Investitionen können maximal nur bis zu der jährlich geleisteten Tilgungshöhe (zuzüglich der dafür
eingehenden Beiträge oder Zuschüsse) getätigt werden. Das heißt: Möglichst keine
Neuverschuldung mehr.
Diese Aufgabe, meine sehr verehrten Damen und Herren, erfordert unserer aller Anstrengung.
Wir als Bündnis90/Die Grünen stellen uns dieser Verantwortung schon jetzt hier und heute und
selbstverständlich auch in der Zukunft.
Peter Zittier
Fraktionsvorsitzender
Es gilt das gesprochene Wort