Rede zum Antrag in der Sitzung der Gemeindevertretung am Donnerstag,
den 26. März 2009
„Niddertalbahn: weitere Lärm- und Abgasminderung“
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
ich denke, wir hatten im vergangenen Mai alle viel Grund zur Freude, als die Strecken-
Modernisierung der Niddertalbahn abgeschlossen und der erweiterte Fahrplan in Betrieb genommen
werden konnte. Wir wissen alle, welche Bedeutung ein attraktives Nahverkehrsangebot für
Schöneck hat - hier insbesondere die Verbindung nach Frankfurt.
Nicht ungewöhnlich ist wohl, dass bei einem Projekt dieser Größe noch die eine oder
Nachjustierung erforderlich ist. Im Falle der Niddertalbahn betrifft dies vor allem die Lärmsituation
an den Wochenenden und in den Abendstunden. Hier haben RMV und Bahn unbürokratisch eine
erste, schnelle Verbesserung implementiert, indem an den Wochenenden seit September dem
Fahrgastaufkommen angemessene, lärmarme Triebwagen eingesetzt werden.
Ungelöst ist jedoch noch die Situation in den Abend- und Nachtstunden, in denen unverändert die
großen Züge mit den lauten Loks verkehren, die bei dem geringeren Fahrgastaufkommen nicht
notwendig sind. Auch hier gab es erste Prüfungen durch RMV und Bahn. Jedoch gestaltet sich die
Abhilfe hier offenbar schwieriger. Über Nacht sind die Triebwagen aus logistischen Gründen nicht
ohne weiteres von anderen Strecken auf die Niddertalbahn überführbar.
Gleichwohl halten wir die Möglichkeiten noch nicht für ausgereizt und möchten in diesem
gemeinsamen Antrag von Grünen und SPD den Gemeindevorstand beauftragen, folgende kurz- und
langfristigen Maßnahmen zu prüfen bzw. zu ergreifen:
1. In der Neu-Ausschreibung der Verkehrsleistungen ab dem Fahrplanjahr 2011 sollen lärmarme
Züge verbindlich vorgegeben und damit nach der Streckenmodernisierung auch die
Zugmodernisierung abgeschlossen werden. Denn das Hauptproblem sind die veralteten Loks der
Baureihe 218 aus den 70er-Jahren, die nicht auf dem Stand der Technik sind und entsprechenden
Lärm und Abgase verursachen. Sie sind vom Grundsatz her auch nicht für den Einsatz auf dicht
bebauten Nahverkehrsstrecken mit kurzen Bahnhofsabständen und daher vielen Beschleunigungs-
und Bremsvorgängen vorgesehen. Über die Ausschreibung kann der Einsatz von modernem
Zugmaterial ab 2011 erreicht und damit Lärm und Abgase reduziert werden.
2. Es soll geprüft werden, welche Auswirkungen eine verminderte Beschleunigung der Züge in den
Ortslagen auf die Fahrpläne und die Lärmemissionen hätte. Denn die Lärm- und Abgassituation ist
nach der Fahrplanausweitung auch dadurch verschlechtert worden, dass die Fahrzeiten verkürzt
wurden, da auf der Strecke durch den Einbau von automatischen Schranken nun höhere
Geschwindigkeiten möglich sind. Zwischen den Halten wird auch auf kurzen Strecken wie z.B.
zwischen Oberdorfelden und Kilianstädten nun stärker beschleunigt und abgebremst. Diese
starken Beschleunigungs- und Bremsvorgänge sind besonders lärmintensiv. Möglicherweise bleibt
eine Beschränkung der Beschleunigung in den Ortslagen ohne Auswirkungen auf den Fahrplan
bzw. kann mit geringfügigen Änderungen zum Fahrplanwechsel im Dezember 2009 eingeführt
werden, ohne mögliche Vertaktungen zu beeinträchtigen.
3. Es soll geprüft werden, unter welchen Voraussetzungen auf das Hupen der Züge verzichtet
werden kann. Möglicherweise sind dafür weitere beschrankte Bahnübergänge erforderlich, vielleicht
reichen aber auch bereits einfache Dienstanweisungen aus, um eine Reduzierung zu erreichen.
4. Maßnahme: Es soll ermittelt werden, welche Zusatzkosten ggf. der Einsatz von leisen
Triebwagen in den Abendstunden verursachen würde und von wem diese Kosten zu tragen wären.
Der Einsatz scheitert nach Auskunft des RMV an der aufwändigen Überführung der Triebwagen von
anderen Strecken zum Einsatz auf der Niddertalbahn über Nacht. Es erscheint jedoch nicht völlig
unmöglich, sondern vielmehr auch eine Frage der Kosten zu sein. Abhängig von der rechtlichen
Lage kann ggf. die Deutsche Bahn auch verpflichtet werden, auf ihre Kosten leisere Züge
einzusetzen. Andernfalls kann auf Basis einer Kosteninformation eine Entscheidung darüber
getroffen werden, ob die Gemeinde Schöneck und andere Kommunen bereit und in der Lage sind,
evtl. Mehrkosten zu tragen.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Sie wissen, dass für uns Grüne - wie auch für die SPD - der öffentliche Nahverkehr das Rückgrat
einer umwelt- und klimafreundlichen Mobilität darstellt, für Schöneck gilt dies insbesondere für das
Stockheimer Lieschen. Gleichwohl verschließen wir nicht die Augen vor dessen Nebenwirkungen.
Lärm ist immer schädlich, egal aus welcher Quelle er stammt. Wir wissen aber auch, dass er bei
unserer Lebensweise nicht gänzlich auszuschließen ist. Gleichwohl halten wir die Möglichkeiten
zur Lärm- (und Abgas) -reduktion beim Stockheimer Lieschen - unter Aufrechterhaltung eines
attraktiven Verkehrsangebots - noch nicht für ausgereizt. Weitere Optimierungen erscheinen
möglich.
Lieschen 2.0 brachte uns im Mai 2008 die Angebotserweiterung abends und am Wochenende.
Lieschen 2.1 brachte uns im September leisere Züge am Wochenende. Lieschen 2.2 soll
kurzfristig für leisere Züge im Abendverkehr sorgen. Und Lieschen 3.0 soll uns spätestens 2011
grundsätzlich leisere Lokomotiven und Züge bringen.
Wir bitten Sie, heute mit Ihrer Zustimmung unseren Gemeindevorstand mit dem Mandat
auszustatten, sich hierfür einzusetzen.
Wolfgang Seifried - es gilt das gesprochene Wort