Sitzung der Gemeindevertretung am 25.10.2007: Possenspiel um die
Windkraft
Nachdem in den Sitzungen vom
28.06. und 27.09.2007 bislang insgesamt drei Verhinderungs-
Anträge von CDU und FDP abgewehrt werden konnten, wurde es in der Sitzung am 25.10.2007 nun
endlich konstruktiv. Zur Abstimmung standen zwei Anträge, die das Ziel verfolgen, die geplanten
Windkraftanlagen der Umsetzung wieder ein Stückchen näher zu bringen.
Im ersten Antrag ging es dabei um den Abschluss eines "städtebaulichen Vertrages", der die
Rechte und Pflichten von Gemeinde und dem Investor, der "Windpark Schöneck GmbH & Co. KG",
im Zusammenhang mit dem geplanten Bau von 7 Anlagen regelt. Konkretisiert wird im Antrag,
dass es sich um Anlagen mit bis zu 141 m Nabenhöhe und einem Rotordurchmesser von bis zu
100 m handeln wird. Es werden keine Gittermasttürme zum Einsatz kommen. Der Investor
verpflichtet sich zur Einhaltung der Richtwerte gemäß Bundesimmissionsschutzgesetz. Alle
Kosten incl. der Behebung von Schäden an den Zuwegungen werden vom Investor getragen. Zudem
erhält die Gemeinde für das Erteilen von Baulasten und Kabelleitungsrechten 2.000 Euro je Anlage
und Jahr. Obwohl die Befürworter von Grünen und SPD an diesem Abend die Mehrheit im
Parlament hatten - aufgrund des knappen Vorsprungs von einem Sitz für die rot-grüne Koalition ist
dies bei Abwesenheiten nicht immer der Fall - stimmte die Koalition für eine Überweisung in den
Haupt- und Finanzausschuss, in dem üblicherweise Verträge vor dem Abschluss behandelt
werden. Dies trotz der erklärten Strategie von CDU und FDP, die Gunst der Stunde ausnutzen zu
wollen, wenn sie in einer Parlamentssitzung einmal aufgrund des Fehlens eines Koalitionsvertreters
die Mehrheit erlangen könne. Der politische Stil ist SPD und Grünen jedoch wichtig!
Im zweiten Antrag sollte der Gemeindevorstand beauftragt werden, für die Flächen am Gelben Berg
das Abweichungsverfahren vom derzeit gültigen Regionalplan Südhessen einzuleiten. Für die
Flächen am Galgenberg liegt die Zustimmung des Regierungspräsidiums Darmstadt bereits vor.
Bei diesem Antrag handelte es sich nicht um eine Vertragsangelegenheit, weswegen dieser Antrag
mit den Stimmen der Koalition angenommen wurde. Die CDU hatte auch für diesen Antrag eine
Beratung im Ausschuss gefordert - zur Strategie siehe oben.
Neben dem Abstimmungsverhalten war auch der Verlauf der Diskussion aufschlussreich: gegen
den ersten Antrag redete zunächst der Vertreter der CDU, Markus Jung, mit persönlichen Angriffen
gegen die Grüne Fraktionsvorsitzende Dr. Bärbel Neuer-Markmann wegen der Veröffentlichung
einer zugegebenermaßen provokativen Karikatur der CDU-Protagonisten. Die direkte Wort-Meldung
von Neuer-Markmann wurde im Anschluss vom Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Friedrich
Karrenbrock, geflissentlich übersehen. Stattdessen kam der Vertreter der FDP, Rudolf Vogl, mit
seiner Gegenrede zu Wort, direkt gefolgt vom Geschäftsordnungsantrag des CDU-
Fraktionsvorsitzenden, Konrad Jung, die Angelegenheit in den Ausschuss zu überweisen. Unter
Falschauslegung der Geschäftsordnung wollte dann der Vorsitzende der Gemeindevertretung keine
weiteren Rede-Beiträge mehr zulassen. Erst das gemeinsame Lesen der Geschäftsordnung
verschaffte Neuer-Markmann schließlich das Rede-Recht. Den Redebeitrag des stellvertretenden
Grünen Fraktionsvorsitzenden, Wolfgang Seifried, zum zweiten, windkraft-betreffenden
Tagesordnungspunkt versuchte Karrenbrock schließlich mit dem Hinweis zu unterbrechen, dass
die Rede nicht zum Tagesordnungspunkt passe. Seifried hatte den Bezug der Schönecker
Windkraftdiskussion zum von der CDU in Hessen auf allen Politik-Ebenen verhinderten Ausbau der
regenerativen Stromerzeugung hergestellt. Mit allen Mitteln möchte die CDU offenbar ein
Desinformations-Monopol für die Windkraft-Gegner schaffen und eine ganzheitliche Behandlung des
Themas vermeiden.
Eine weitere delikate Angelegenheit: zwei Mitglieder der CDU-Fraktion sind von den
Entscheidungen über die Windkraftanlagen wirtschaftlich betroffen, da unmittelbare Verwandte Vor-
Verträge mit den Investoren abgeschlossen haben. Die Hessische Gemeindeordnung verbietet in
diesem Fall den Parlamentariern die Abstimmung bei solchen Anträgen und die Betroffenen
müssen den Saal verlassen. In den letzten Sitzungen hatte sich die CDU auch an diese Regelung
gehalten, nun aber einen Strategiewechsel vollzogen: die Abgeordneten blieben im Saal und
stimmten ab. Auch hier sollen offenbar alle Register gezogen werden.
Neben der Windkraft stand mit der Sonnenenergie ein weiterer Baustein einer nachhaltigen
Energieversorgung auf der Tagesordnung. Besonders bietet sich hier die Nutzung vorhandener
Dachflächen an, da hier keine zusätzliche Flächenversiegelung stattfindet. Mit einem
Antrag
wollten wir den Gemeindevorstand auffordern, die Gemeinde Schöneck für die "Solarbundesliga"
anzumelden. Basierend auf dieser Teilnahme kann wirksame Öffentlichkeitsarbeit betrieben
werden. Der Antrag wurde zur weiteren Beratung in den Ausschuss für Umwelt, Soziales und
Kultur überwiesen.