Sitzung der Gemeindevertretung am 11.08.2011: Weitere 140.000 Euro
Schulden beschlossen
Förderung von Ganztagsschulen: wollen wir das wirklich? Wir Grünen ja!
Wie vor jedem Schuljahr waren auch 2011 wieder viele Eltern auf der verzweifelten Suche nach
einem Betreuungsplatz für ihr Grundschulkind. Die Gemeinde konnte nicht alle Anforderungen
befriedigend erfüllen. Teilweise mussten Angebote mit einer wirklich nicht mehr kindgerechten
örtlichen Verteilung gemacht werden: Wohnort in Kilianstädten, Grundschulbesuch in
Niederdorfelden, Hortbesuch in Oberdorfelden. Teilweise suchten Eltern nach eigenen Lösungen,
teilweise resignierten Eltern. Nicht nur dieses Problem - der Eltern - könnte gelöst werden, wenn
sich die Schönecker Grundschulen zu Ganztagesschulen entwickelten. Durch diese könnte sich
der Fokus auch von der Betreuung auf integrierte pädagogische Konzepte verschieben. Doch die
Finanzmittel sind knapp und die Gemeinde ist, weil nicht Schulträger, nicht zuständig. Dennoch
kann die Gemeinde unterstützen: Sie kann die Mittel, die sie - bei einer Entwicklung der Schulen
zu Ganztagsschulen - bei der Schülerbetreuung einspart, den Schulen zur Finanzierung des
Ganztagsangebotes zur Verfügung stellen. Dieses Angebot wollen wir mit unserem
Antrag
machen. Die CDU brachte zu unserem Antrag einen Änderungsantrag ein, der zwar den
Grundtenor beibehält, d.h. Ganztagsschulen befürwortet, aber mit der vorgeschlagenen Ko-
Finanzierung durch die Gemeinde genau den Teil aus unserem Vorschlag herausstreicht, an dem
es konkret wird und der im Handlungsspektrum der Gemeinde liegt. Ohne ein solches
Finanzierungs-Angebot ist aber der Ansatz von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wie auch
immer: unser Antrag wurde ohne Abstimmung zusammen mit dem CDU-Änderungsantrag in den
Ausschuss für Soziales, Familie, Jugend und Kultur überwiesen.
Isolierte Betrachtungsweise der U3-Betreuung oder naheliegende Synergien nutzen?
Ebenfalls nicht passend zu unserem Politikverständnis brachte der Gemeindevorstand einen Antrag
für einen Neubau zur U3-Betreuung mit einem Investitionsvolumen von 780.000 Euro ein, um dem
ab dem Jahr 2013 geltenden gesetzlichen Anspruch auf einen U3-Betreuungsplatz gerecht werden
zu können. Aus grüner Sicht war die als Begründung beigelegte Datengrundlage über
Betreuungskapazitäten und -bedarfe nicht hinreichend. Zudem müssen vor der Aufnahme von
Bauplanungen zunächst Alternativen geprüft werden. Diese Alternativen liegen in diesem Fall nahe,
da derzeit 80 Grundschulkinder außerhalb der Schulen in gemeindlichen Hort-Einrichtungen oder
Betreuungsvereinen betreut werden. Gelingt es, für diese Kinder Betreuungskapazitäten an den
Schulen zu schaffen (idealerweise in Form von Ganztagsschulen), dann würden nicht nur
Räumlichkeiten für die U3-Betreuung frei. Vielmehr würden sich auch die Grundschulkinder
verbessern. Deshalb soll intensiv geprüft werden, ob das Geld nicht besser in den Schulen
investiert wird, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zu unserem Änderungsantrag
hier ...
Welche freiwilligen Leistungen können wir uns noch leisten?
Weiter stand die abschließende Beschlussfassung über Zuschussanträge zu baulichen
Maßnahmen der Musikschule (14.000 €), des SKV Büdesheim (20 Jahre je 6.500 €) und des
Traktorenvereins (2 x 5.000 €) auf der Tagesordnung. Wir Grünen sehen dabei die Unterstützung
der Musikschule als alternativlos an, weil diese ansonsten ohne Räumlichkeiten dastünde und
ihrem Bildungsauftrag nicht mehr nachkommen könnte. Dem SKV Büdesheim wollten wir anstatt
eines Zuschusses von 130.000 Euro mit einer Kommunalbürgschaft unter die Arme greifen, um
günstigere Zinskonditionen zu ermöglichen. Beim Bau einer Halle für den Traktorenverein erschließt
sich für die Grünen das übergeordnete Interesse der Allgemeinheit nicht. Wie schon bei ähnlichen
Entscheidungsvorlagen in der jüngeren Vergangenheit gaben die anderen Fraktionen dem
(vermeintlichen) Druck durch die Vereine nach und gewichteten diesen höher als die Notwendigkeit
zur Konsolidierung des Haushalts. So wurde die Gemeindekasse durch die Entscheidung der
Gemeindevertretung an diesem Abend um weitere 140.000 Euro ins Minus gedrückt, die aus
unserer Sicht nicht vertretbar sind. Es bleibt noch die Hoffnung, dass wenigstens die
Kommunalaufsicht merkt, dass die Gemeindevertretung gegen das selbst auferlegte
Konsolidierungsprogramm verstößt. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass sich
lediglich die Freien Wähler mit uns gegen den Zuschuss für den Traktorenverein aussprachen -
aber für die SKV-Halle und gegen die Unterstützung der Musikschule.
Interkommunale Zusammenarbeit: ja, klar!
Selbstverständlich zustimmen konnten wir einem Antrag der CDU, mit der Stadt Nidderau
Möglichkeiten zur Ausweitung der interkommunalen Zusammenarbeit zu überprüfen. Allerdings
erhebt sich die Frage, wofür die dadurch einzusparenden Finanzmittel verwendet werden sollen. So
fragte Birgit Winterling mit Bezug auf die beschlossenen Vereinsförderungen (s.o.) in ihrem
Redebeitrag: "Geht es darum, den Haushalt auch für die kommenden Generationen zu entlasten
oder geht es darum, Wählerstimmen zu retten? Vielleicht - indem das ggf. gesparte Geld dem
geneigten Wähler zur Finanzierung privater Liebhaberei weitergegeben wird?"
Verkehrsversuch Kilianstädten einstimmig beschlossen
Große Einigkeit zeigte dagegen die Gemeindevertretung beim Beschluss zum Verkehrsversuch in
Kilianstädten, bei dem für drei Monate Einbahnstraßenlösungen ausprobiert werden sollen: für die
Frankfurter Straße in Ost-West-Richtung, für die Raiffeisenstraße / Richard Wagner Straße in
entgegengesetzter Richtung. Der Bürgerwille wurde ernst genommen, indem die Vorschläge des
Arbeitskreises Verkehrskonzept einstimmig verabschiedet wurden. Die Gemeindevertretung war
sich auch darin einig, die Verkehrsführung so lange aufrecht zu erhalten, bis ggf. etwas anderes
beschlossen wird. Die Nacharbeitung eines Punktes wurde allerdings von uns Grünen noch
angemahnt: Die Einbahnstraßen sollen für Radfahrer gegen die Fahrtrichtung geöffnet werden.
Denn für Radfahrer sind bergige Umwege nicht akzeptabel. Und schließlich wollen wir den PKW-
Verkehr auch dadurch reduzieren, indem wir Radfahren attraktiv machen.