Noch immer kein befriedigendes Konzept für 12
bis 17- jährige
Wer in Schöneck Kinder hat weiß: die Gemeinde bietet viel für „unsere Kleinen, doch wo bleiben die
älteren Kinder in ihrer Freizeit? Ein alter Hut! Der Satz stand schon einmal über einem Artikel zur nicht
enden wollenden Geschichte „Gebt der Jugend Raum. Das Thema ist wieder brandaktuell! Liest man den
Jugendbericht 2005 der Gemeinde mit dem Ausblick auf 2006, weiß man auch warum:
Rückblick 2005:
„Ende Mai wurde die „Jugend Lounge für die Zielgruppe der 13-17-jährigen eröffnet. Betrieben
wurde der Jugendtreff in Zusammenarbeit mit der Ev. Kirchengemeinde Kilianstädten. Das
Angebot wurde von der Zielgruppe ignoriert, in den Herbstmonaten zeichnete sich kaum eine
Besserung ab. Spezielle Veranstaltungen wurden ebenfalls nicht angenommen.
Planung 2006 Jugend Lounge Kilianstädten:
„Eine Anlaufstelle für Jugendliche ab 13 Jahren in Kilianstädten, die ein kostenloses und
niedrigschwelliges Angebot unter Aufsicht wahrnehmen wollen (Treffen, Reden, laute Musik,
Spielen, Kochen, Basteln usw.) . In Kooperation mit der EV. Kirchengemeinde Kilianstädten..
Geplant ist montags eine Umorientierung auf die Gruppe der 10-12 Jährigen mit gezielten
Programmangeboten, ggf. in Gruppenarbeit.
(Das ist auch gut so, denn die basteln u.U. noch ganz gern.) Öffnungszeiten montags, 16.00 18.00 Uhr,
mittwochs 18.00 21.00 Uhr (Betreuung durch die EV. Kirche) und 1 x im Monat freitags 18.00 23.00 Uhr.
Liebe Leser, tatsächlich wollte ich keinen Artikel zum Thema Jugend mehr schreiben , ich habe schon soviel
darüber geschrieben, und wir haben mit wechselnden Mehrheiten schon immer Geld in den
Investitionshaushalt eingestellt. Bis es konkret wurde. Dann war kein Geld mehr da, und es wurden
Notlösungen gebaut. Notlösungen, die Geld kosteten. Nimmt man die Gesamtsumme, könnte jetzt schon der
Rohbau eines Jugendzentrums stehen.
Eines Jugendzentrums, das wie in anderen Kommunen bundesweit immer noch angenommen wird.
Jugendliche brauchen Raum für Begegnung, aber auch Nischen, in denen sie sich zurückziehen können.
Außerdem gibt es verschiedene Cliquen, die nicht gern allzu dicht aufeinanderhängen. Wenn wir es ernst
meinen damit, auch den Jugendlichen von der Schule, der Bushaltestelle, dem Feld, dem Waldrand, eine
Anlaufstelle bieten zu wollen, dann bedarf es mehr als
- einen Container auf dem Festplatz
- einen Bauwagen an der Skateranlage
- einen zum JUZ umgewandelten Heavens Club
Von der Jugendlounge als einem niedrigschwelligen Angebot zu sprechen, zeigt, dass die Verantwortlichen
an der Zielgruppe vorbei agieren.
Kennzeichen eines niedrigschwelligen Angebotes sind Zugangsmöglichkeiten und Erreichbarkeit, die den
Bedürfnissen und Möglichkeiten der Zielgruppe entsprechen und von dieser ohne Vorbedingungen
beziehungsweise Vorleistungen in Anspruch genommen werden können. Sämtliche Bedingungen,
Voraussetzungen oder sonstige Hürden, die verhindern, dass ein tragfähiger Kontakt entsteht oder die
Zielgruppe für sie hilfreiche Angebote wahrnehmen kann, werden vermieden. Zeiten, Orte und Methoden
der Arbeit werden flexibel auf die Bedürfnisse der Adressatinnen und Adressaten abgestimmt. Aus einem
Heavens Club in einem wohlgepflegten evangelischen Gemeindezentrum ein niedrigschwelliges Angebot
machen zu wollen, für nicht angepasste Jugendliche wie sie in den verschiedensten Gruppen im Ort
abhängen - was für ein Scherz!
Getoppt wird dies damit, dass es nicht etwa ein regelmäßiges Angebot an Öffnungszeiten bis mindestens
22.00 Uhr gibt, an Samstagen länger, sondern das Angebot so eingeschränkt ist, dass es sicher nicht
wahrgenommen wird. Statt dessen eine weitere Augenwischerei: Von aufsuchender Jugendarbeit zu
sprechen, wenn 1 x im Jahr ein Angebot in jedem Ortsteil in Form eines „Fun-Mobil auftaucht, verhöhnt
den andernorts praktizierten guten Ansatz.
Wir Schönecker Grünen werden nicht nachlassen zu fordern, ein Jugendzentrum zu bauen. Natürlich nicht
in dem Umfang wie es in Nidderau steht, aber doch ausreichend groß für Begegnung, Rückzug und
Aktivitäten. Das Blauhaus in Nidderau ist gut besucht und attraktiv vor allem auch für Jugendliche, die sich
ganz gern mal dem Elternhaus entziehen, und die wir hier bei uns nach wie vor auf der Straße sitzen lassen.
Wir haben schon viel vorgeschlagen, den größten Zuspruch hatte ein Neubau an der Skateranlage mit
Baketballkorb. Wir hatten auch schon Fremdbewirtschaftung vorgeschlagen, in Anlehnung an anderweitig
praktizierte Modelle. Wenn wir mit einem „Public-Private- Partnership-Modell auch die Zustimmung der
SPD-Fraktion erhalten können, werden wir dieses Modell forcieren.
Die Gemeinde sollte nicht noch mehr Geld in den Wind schießen, sondern endlich einem immer größer
werdenden Teil unserer Jugend ein akzeptables Angebot bieten. Die Einrichtung kann rudimentär sein, aber
wenn Billard, Tischfußball, genügend Freiraum und tägliche Öffnungszeiten angeboten werden, wird
mancher Konflikt in der Gemeinde gar nicht erst aufkommen.
Dr. Bärbel Neuer-Markmann