Familien in Schöneck zwischen Großstadt und
Natur
„Schöneck Lebendige Gemeinde zwischen Großstadt und Natur. So wird unsere Gemeinde
beworben. Der Begriff „lebendig weist auf eine bunte Bevölkerungsstruktur hin. Alt und Jung
leben Seite an Seite, und die Gemeinde kümmert sich um die Belange aller. In Sachen
Familienpolitik zieht Bürgermeister Stüve in der letzten Ausgabe von „SPD-Schöneck lokal eine
positive Bilanz: „Junge Familien ziehen gerne in unsere Kommune und schätzen die gute
Infrastruktur im Kinder- und Jugendbereich
Mittlerweile schmücken sich Politiker aller
Couleur landauf, landab mit einer kinder- und familienfreundlichen Politik. Bundsfamilienministerin
Ursula von der Leyen verlieh diesem Trend mit Ihrer Initiative zum Elterngeld noch mehr
Gewicht. Pisa und die Bildungssituation in Deutschland beleuchten das Thema von einer anderen
Seite. Und was passiert realpolitisch bei der Wählerin und dem Wähler? Fühlen sich junge Frauen
und Männer dazu ermutigt, ihren Kinderwunsch zu realisieren? Besteht die Möglichkeit, Familie
und Beruf ohne weiteres zu vereinbaren? Offenbar nicht: Gemäß einer Forsa-Umfrage im Januar
2006 bei 1000 Müttern von Kindern unter neun Jahren denken zwei Drittel der befragen Frauen,
dass Kinder und Karriere in der Bundesrepublik schlecht zu vereinbaren sind. Um eine
Vereinbarkeit zu verbessern, wünscht sich eine Mehrheit der Frauen (96 %) zeitlich flexible
Kindergarten- und Krippenplätze. Wie sieht es damit in Schöneck aus? Jedem Kind im Alter von
drei Jahren steht ein Kindergartenplatz zur Verfügung. Das ist schon einmal positiv. Und die
Betreuungszeiten? In gemeindlichen Einrichtung Standard: halbtags, Teilzeit, ganztags. Wirklich
flexibel ist das nicht. Arbeitet eine junge Mutter oder ein junger Vater z. B. zwei Tage die Woche
ganztags, und hätte somit lediglich an zwei Tagen Interesse an einer ganztägigen Betreuung, ist
dies nicht möglich. Entweder immer ganztags oder immer halbtags. Was scheinbar im Sinne der
Kinder ist, nämlich eine möglichst kontinuierliche Betreuung, die tagtäglich nach dem gleichen
Schema abläuft, bedeutet für die Mutter oder den Vater eine organisatorische Herausforderung.
Ist denn erwiesen, dass unterschiedliche Betreuungsmuster, also z. B. montags bis 13.00 Uhr,
dienstags bis 17.00 Uhr, mittwochs bis 13.00 Uhr, einem Kind schaden? Muss an dieser Stelle
nicht vielmehr an der Ausbildung der betreuenden Personen angesetzt werden? Warum ist in den
meisten europäischen Ländern der Beruf des Erziehers eine universitäre Ausbildung mit
Hochschulabschluss? Auch das Deutsche Jugendinstitut fordert mehr Investitionen in die
Ausbildung von Erzieherinnen. Natürlich ist es schwer, andererseits auch nicht unmöglich, dieses
Vorhaben auf kommunaler Ebene in Angriff zu nehmen. Die Diskussion, ob Schöneck die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt, kann allerdings nur erfolgreich und zielführend
sein, wenn alle Aspekte berücksichtigt werden.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, so scheint es, steht also nur auf dem Papier. Wir Grüne
fordern, diese mit Leben zu erfüllen: Flexibilität und Qualität der Betreuung verbessern,
Ansprüche von jungen Familien über Kindergartenplätze und Spielmöglichkeiten hinaus stärker
berücksichtigen. Denkbar wären z. B. Familienpaten: Bürgerinnen und Bürger, die junge Familien,
sei es durch Vorlesen oder Einkaufen, unterstützen. Oder ein runder Tisch mit Eltern,
Lokalpolitikern, Kindergärten, Hebammen, Kirchen und Verbänden. Damit Familien die Politik,
die für sie gemacht wird, mitgestalten können. Und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt
werden. Deshalb: am 26. März GRÜN wählen!
Claudia Rixecker