Sitzung der Gemeindevertretung am 07.07.2009: ungewohnte
Konstellationen, unterschiedliche Lernkurven
Ungewohnte Konstellationen fanden sich in der Gemeindevertretung am 7.7. zusammen. Es zeigte
sich auch, dass die Fraktionen bei verschiedenen Themen unterschiedliche Lernkurven aufweisen
und dass Bürger die besten Lehrmeister sind. Einige Highlights aus der Sitzung:
1. Aufwertung und Schutz des Büdesheimer Naturdenkmals
Fast vergessen droht im Büdesheimer Schlossgarten eine 250-jährige Platane vor sich hin zu
gammeln. Mit unserem Antrag forderten wir Maßnahmen zum Schutz und zur Aufwertung des
mächtigen Baums. Unserem Antrag wurde mit einem Änderungsantrag der SPD zur Prüfung der
tatsächlichen Kosten einstimmig zugestimmt.
2. Lernkurve 1: Befestigung Parkplatz SVK-Sportplatz - die Kassen sind leer, lasst uns
trotzdem mal schauen, wo wir noch Geld ausgeben können
Die CDU stellte einen Antrag, die Kosten für die Befestigung des Waldparkplatzes beim SV
Kilianstädten zu ermitteln um eine Grundlage für die Haushaltsplanung zu erhalten. Übernommen
werden sollten nur die Materialkosten, die Arbeit würde der SVK in Eigenleistung beistellen. Wir
lehnten ab, weil
a) absehbar ist, dass wir in der näheren Zukunft für eine solche Maßnahme kein Geld zur
Verfügung haben werden,
b) bezweifelt werden muss, ob die Arbeiten tatsächlich in Eigenleistung erbracht werden können,
da z.B. die Herrichtung des Untergrundes nur von einer Fachfirma ausgeführt werden könnte -
einfach auf den Waldboden gelegte Pflastersteine werden absinken,
c) der Parkplatz seinen Zweck als Wald- und Sportplatzparkplatz in seinem derzeitigen Zustand
gut erfüllt,
d) eine Befestigung für eine zusätzliche Versiegelung sorgen würden, die wir aber aufs
Notwendigste beschränken wollen - der Parkplatz gehört nicht zum Notwendigsten. Gerade in
Höhenlagen könnten zudem die Auswirkungen gravierend sein für die tiefergelegenen Grundstücke,
siehe Waldstraße.
e) der Fachbereich Stadtentwicklung derzeit mit den Projekten Dreifeldsporthalle und Sanierung
Frankfurter Straße mehr als ausgelastet ist.
Anders war die Reaktion der SPD: die Prüfung sollte ausgeweitet werden auf den Parkplatz des SV
Oberdorfelden. Der so erweiterte Antrag wurde mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP
verabschiedet. Ach so: CDU und FDP ließen beim Tagesordnungspunkt
"Konsolidierungsprogramm" später keine Gelegenheit aus, auf der angeblich so verkehrten
Prioritätensetzung der rot-grünen Koalition und so miserablen Haushaltsführung des
Bürgermeisters herumzureiten ...
3. Ungewohnte Konstellation beim Bebauungsplan „Biogasanlage Roßdorf“: CDU springt
Grünen zur Seite
Im Rahmen der frühzeitigen Trägerbeteiligung hatte die Gemeinde Schöneck die Gelegenheit,
Stellung zu der geplanten Biogasanlage zu nehmen. Der vorgelegte Entwurf der Verwaltung war
sehr negativ gehalten und hatte den "Touch" eines Verhinderungseinwands. Es stellte sich heraus,
dass der Einwand, um Fristen einzuhalten, vom Gemeindevorstand bereits nach Bruchköbel
kommuniziert worden war, weshalb die Presse berichtet hatte, das Projekt sei "gestorben", da sich
inzwischen auch die Bruchköbeler CDU gegen die Planungen ausspreche. Da wir im Grundsatz für
einen maßvollen Einsatz von Biogas im regenerativen Energiemix sind, haben wir einen
entsprechend positiv gehaltenen Änderungsantrag formuliert - nicht ohne Maßnahmen gegen die
aus Mais entstehenden Monokulturen einzufordern. Überraschend sprang uns bei diesem Antrag
die Schönecker CDU zur Seite. Der Änderungsantrag wurde so gegen die Stimmen von SPD und
FDP verabschiedet. So muss der Einwand des Gemeindevorstands durch den Beschluss der
Gemeindevertretung nochmals revidiert werden. Ob die Schöneck-CDU aus energiepolitischen
Überlegungen heraus handelte oder aus taktischen Überlegungen, unserem Bürgermeister eins
"auszuwischen", wird der weitere Verlauf der Debatte zeigen.
4. Lernkurve 2: Verkaufspreise Baugrundstücke "Auf dem Wald" - 245 Euro sind nicht
gleich 245 Euro
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Bisherige Preiskalkulation
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Vorschlag der Verwaltung
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Vorschlag der Grünen
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Kaufpreis ohne
Erschließungskosten
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260
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230
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260
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Erschließungskosten ca.
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+50
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+50
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+50
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Max. Zuschüsse /
Ermäßigungen
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-35 (15 für KfW40-
Energiesparhaus, 10 pro Kind,
10 für einkommensschwache
Familien)
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-35 (unverändert)
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-65 (45 für KfW40-
Energiesparhaus, 10 pro
Kind, 10 für
einkommensschwache
Familien)
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Kaufpreis incl.
Erschließungskosten
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275
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245
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245
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Da sich die Baugrundstücke im Büdesheimer Baugebiet "Auf dem Wald" schlecht verkaufen, legte
der Gemeindevorstand bereits zur Sitzung der Gemeindevertretung am 26.05. eine
Beschlussvorlage vor, nach der die Preise der unmittelbar an der Bahnlinie gelegenen Grundstücke
um 30 Euro pro Quadratmeter auf 230 Euro reduziert werden sollten. Eine pauschale
Preisreduktion empfinden wir als verpasste Chance, gezielt gewünschte Entwicklungen zu fördern.
Daher hatten wir am 26.05. einen
Änderungsantrag gestellt, um die bereits bestehenden drei
Förderkriterien (Energiesparhaus, Kinderförderung, einkommensschwache Familien) um
zusätzliche (für in Schöneck Beschäftigte und für Feuerwehrleute) zu ergänzen und die Beträge zu
erhöhen, so dass in Summe der gleiche Preisnachlass von 30 Euro herausgekommen wäre. Unser
damaliger Antrag war von allen anderen Fraktionen ohne längere Diskussionen im Haupt- und
Finanzausschuss abgelehnt worden, so dass nun der unveränderte, einfallslose Antrag der
Verwaltung erneut zur Abstimmung stand. Als Minimalkompromiss schlugen wir daher nun in
einem neuerlichen Änderungsantrag vor, die drei bestehenden Förderkriterien unverändert zu lassen
und lediglich die Beträge um 30 Euro zu erhöhen. Da die drei genannten Förderkriterien bereits
einmal mit großer Mehrheit vom Parlament beschlossen worden waren, waren wir sicher,
wenigstens hierfür eine Mehrheit zu erhalten. Ein Irrtum ...
Zum neuerlichen Änderungsantrag
hier ...
5. Lernkurve 3: Sperrmüllabfuhr - Erfahrung ist der beste Lehrmeister
Seit Anfang 2009 findet die Sperrmüllabfuhr nur noch nach vorheriger Anmeldung statt. Im
einzelnen muss angegeben werden, welche Gegenstände zur Abholung bereitgestellt werden und
wieviel der Sperrmüll wiegt. Nur bis 200 kg erfolgt die Abfuhr gebührenfrei. Dieser geniale Vorschlag
eines Beraters aus einem "Planungsbüro Abfallwirtschaft" war von Bürgermeister und (fast) allen
Fraktionen in einer Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 12.03.2008 begeistert
aufgenommen worden, sollte doch damit endlich der ach so lästige Ford-Transit-Verkehr an den
festen, öffentlich bekannt gemachten Abholterminen abgestellt werden. Nur wir Grünen stellten
damals den Antrag es doch bittebitte beim bewährten Verfahren zu belassen, da der bürokratische
Aufwand zu hoch würde und zudem die ökologisch sinnvolle Wiederverwendung von noch
verwendbaren Gebrauchsgütern unmöglich gemacht würde und damit auch ein ganzer
Wirtschaftszweig gefährdet würde. Leider wurden wir nicht gehört. Ein halbes Jahr später: die
Wartezeiten betragen viele Monate. Was wir Grünen nicht geschafft haben, schaffen die Sturm
laufenden Bürger im Handumdrehen: Bürgermeister, CDU, SPD und FDP davon zu überzeugen,
dass die Idee einfach Blödsinn war. Sehen wir es positiv: der Schönecker Umweltbeauftragte wird
künftig wieder Zeit haben, sich um Umweltbelange zu kümmern und muss nicht mehr
Anmeldungen zum Sperrmüll entgegen nehmen. Und: wenn unsere politischen Wettbewerber
immer so schnell unsere Gedanken aufnehmen würden, dann müsste uns für die Zukunft nicht
bange sein. Nebenbemerkung: ist leider nicht so, siehe z.B. Punkt 4.