Bildung in Hessen - Schulsituation im Main- Kinzig-Kreis
12.10.2006 Bildung in Hessen – Unterrichtsgarantie Murks? Das war das Motto der Podiumsdiskussion  im neu renovierten Dorfgemeinschaftshaus in Schöneck- Oberdorfelden. Gastgeber waren die Schönecker Grünen, die seit langer Zeit wieder einmal Gastgeber einer Kreismitgliederversammlung waren. Heraus kam eine anregende Debatte, die facettenreich die vielfältigen Einflüsse und Erschwernisse aufzeigte, denen die gesamte Schulgemeinde ausgesetzt ist. Sachlich stellte Mathias Wagner den Status quo dar, scheute sich aber im Rückblick nicht davor, die Versäumnisse  der rot-grünen Landesregierung in den 90er Jahren als Parallele zu dem jetzigen Geschehen heranzuziehen. Zwar wurden auch von der CDU geführten Landesregierung in der ersten Legislaturperiode 3.000 Lehrer eingestellt. Die Realität in der 2. Legislaturperiode  heißt aber nun Verwaltung des Mangels. „Dabei kann“ so Wagner weiter „von Politikern erwartet werden, dass sie auch aus den Fehlern Ihrer Vorgänger lernen“.
Was die Unterrichtsgarantie plus beträfe, so die Kreiselternbeiratsvorsitzende Barbara Kruse, würde das in den Schulen unterschiedlich befriedigend gehandhabt, durchaus auch unter Hinzuziehung ehemaliger Lehrer. Konsens war, dass es aber ehrlicher wäre von „Betreuung“ statt von „Unterrichtsgarantie plus“ zu sprechen. Dann kam das Thema schnell auf Sachverhalte, die ebenso nachhaltig den Schulerfolg beeinträchtigen, bzw. die Wertschätzung zeigen, die wir unseren Schülern eben nicht entgegenbringen, wie z.B. 20 Jahre alte, speckige Bücher, in die dann noch schriftlich festgehalten werden soll, dass sie pfleglich zu behandeln sind, Klassenräume, die  nur dann renoviert werden, wenn dies Lehrer, Schüler oder Eltern selbst in die Hand nehmen oder aber unhaltbare Zustände bereits auf dem Weg zur Schule – hier zog die Elternvertreterin Bilder eines Bahnsteigs hervor, auf dem 10 jährige in den gefahrenträchtigen Schotterbelag der Gleisflächen aussteigen müssen.
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v.l.n.r.: Mathias Wagner, Barbara Kruse, Christin Winterling
„Schlimmer als alte Bücher sind schlechte Lehrer“, so die Schulsprecherin Christin Winterling.  Verschwendung ist es auch, wenn ein Drittel der Abiturienten mindestens eine Klasse wiederholt hat, bzw. von 200 ehemals in die 5. Klasse eingeschulten Schüler nur 90 Schüler ihr Abitur machen. 
Aus dem Publikum kam dann die Anmerkung, „zur Zeit wird jede Woche eine andere Sau durchs Dorf getrieben.“ Wagner forderte in dem Zusammenhang dann auf, die Zukunft und damit den Wechsel in der Landesregierung  in den Blick zu nehmen. Die Bevölkerung sei es gerade in Hessen leid, bildungspolitische Glaubenskämpfe auszutragen oder ständig neue Experimente auszuprobieren. „Es sei vor allen Dingen erforderlich, den derzeitigen Aktionismus um jeden Preis in der Bildungspolitik zugunsten einer ruhigeren Gangart abzulösen. Hierbei sei das partnerschaftliche Verhältnis mit den Verantwortlichen vor Ort wichtiger als ein von oben aufgestülptes flächendeckendes Schulmodell für alle Regionen Hessens." Ziel ist es, die Schulen in die Lage zu versetzen, jedes Kind individuell entsprechend seiner Begabung zu fördern und zu stützen, nicht ausgrenzen, sonder integrieren wird die Maxime sein. Jedes Kind muss in die Lage versetzt werden, den individuell optimalen Schulabschluss zu erlangen.
Eine weitere Maßnahme um attraktive Rahmenbedingungen z.B. für die jüngsten Schüler zu schaffen könnte auch sein, vor allem Angesichts der drohenden Erhöhung der Kreisschulumlage, die Kommunen mit Mitteln zu versehen und sie so in die Lage zu versetzen die Trägerschaft für die Grundschule zu übernehmen. „Wenn man vergleicht wie unsere Kindergärten aussehen, wäre das nur gut! Dann könnten wir endlich offiziell etwas für unsere Schulen tun“ war der Einwurf des  anwesenden Bürgermeister Ludger Stüve (SPD),  dem das Thema Bildung wichtig genug war, um die Veranstaltung zu besuchen. Dem pflichtete auch der Bürgermeister der Nachbargemeinde Niederdorfelden, Matthias Zach bei, der zudem betonte, „dass die CDU Landesregierung ihr Wahlversprechen, Hessen zum Bildungsland an die Spitze zu führen, in keinster Weise gerecht werden konnte“. Die Forderung, Grundschulen in gemeindliche Hoheit zu übernehmen, war in Niederdorfelden und Schöneck aufgrund grüner Anträge schon Gegenstand der Beratungen in den Gemeindeparlamenten, ohne jedoch dafür die erforderlichen Mehrheiten zu finden.
Als Fazit der zu diesem Thema gut besuchten Veranstaltung bleibt: Bildung hat in Hessen noch lange nicht die notwendige Qualität. Nicht nur die Inhalte auch die Rahmenbedingungen müssen verbessert werden. Nicht nur Frau Wolf steht in der Pflicht, auch jeder Schulträger. Wir Grünen im Kreis werden weiterhin den Dialog mit den Betroffenen suchen, die Anliegen aufnehmen und die Umsetzung anstreben.