WAS - Ja, Respekt verdient man mit Ehrlichkeit – nicht mit platten Parolen
Die WAS sät in einem neuerlichen Leserbrief Zweifel an der Ehrlichkeit der Grünen, weil angeblich falsch zitiert wurde. Doch auch dieser Vorwurf ist falsch. Vielmehr hat die WAS offenbar den Überblick verloren über all die Anschuldigungen, die sie im Laufe der Zeit veröffentlicht hat. Die Replik von Wolfgang Seifried:
„Mehr gegenseitiger Respekt gewünscht.“ So ist mein Leserbrief vom 28. Februar überschrieben, in dem ich auf einige Vorwürfe („Wählertäuschung“, „Günstlingsverhalten“, „Machtstreben“, „scheinheilige Klüngelei“, „Parteizwang“) eingehe, die von zwei WAS-Kandidaten zuvor per Leserbrief gegen die Schönecker Kommunalpolitik, insbesondere gegen die Grünen erhoben wurden.
In unserer am vergangenen Wochenende verteilten Schönecker Grünen Zeitung nehme ich in einem Artikel zudem Stellung zum Vorwurf der „selbstgefälligen Arroganz“, mit der die WAS im Wahlprogramm auf ihrer Homepage begründet, warum sie das Wahlbündnis ins Leben gerufen hat: „Weil wir die Unkultur eines Politikstils brechen wollen, der sich seiner selbstgefälligen Arroganz nicht einmal mehr bewusst ist“. In dem Artikel beschreibe ich die demokratische Selbstverständlichkeit, dass nicht alle Vorschläge eine parlamentarische Mehrheit erhalten können. Das ist auch für uns Grüne häufig ärgerlich, weil wir natürlich von der Richtigkeit unserer Vorschläge stets überzeugt sind. Aber andere Menschen, Parteien und Fraktionen – auch die WAS - nehmen halt andere Positionen ein. Mit selbstgefälliger Arroganz hat das nichts zu tun.
Die beiden erstgenannten Leserbriefe wurden mittlerweile von der Web-Site der Nidderzeitung zurückgezogen. Einsicht? Jedenfalls nicht beim Spitzenkandidaten der WAS, der am 04. März nachlegte. „Respekt verdient man mit Ehrlichkeit!“ antwortete er mir per Leserbrief. „Selbstgefällige Arroganz ist etwas ganz anderes als arrogante Ignoranz. Wenn Sie schon zitieren, dann bitte richtig“, werde ich belehrt. Ich fürchtete schon, ich hätte mich tatsächlich vertan, das kann man nie ausschließen. Fehler passieren nun mal, und es wäre mir in diesem Fall in der Tat furchtbar peinlich. Eine Überprüfung auf der WAS-Website ergab jedoch, dass von der WAS beide Schmäh- Varianten verwendet werden. Auf der Startseite heißt es zusätzlich „Protestieren Sie mit uns gegen diesen sturen Wahnsinn und die arrogante Ignoranz“. Offenbar hat der WAS-Kandidat selbst den Überblick über seine vielen Schmähungen der Politik verloren. Fehler können eben uns allen passieren. Ärgerlich ist allerdings, wenn aus seinem eigenen Fehler Zweifel an meiner Ehrlichkeit gesät werden.
Nachgelegt wird auch zum vermeintlichen „Parteizwang“. Der WAS-Kandidat sieht diesen Zwang durch seine Beobachtung eines zu spät gekommenen Grünen- Abgeordneten bestätigt, der sofort an einer Abstimmung teilnahm, vermeintlich ohne wissen zu können, worüber gerade abgestimmt wurde. Hätte der WAS-Kandidat die Sitzung weiter genau beobachtet, hätte er feststellen können, dass bei uns Grünen und auch bei anderen Fraktionen durchaus nicht immer einheitlich abgestimmt wird. Beim Beschluss über den Schlossverkauf erfolgte dies auf Antrag der FWG sogar in namentlicher Einzelabstimmung, so dass das Stimmverhalten auch in der Niederschrift der Sitzung öffentlich nachzulesen ist. Was aber nicht ins Politikbild der WAS passt, wird eben einfach ignoriert.
Zu den inhaltlichen Anmerkungen im Leserbrief: Ja, wir Grüne würden es für sinnvoll erachten, Mittel aus dem Schlossverkauf für einen Umzug der Bücherei an die Sterntalerschule zu verwenden, was aber letztlich in etwa ein Nullsummenspiel sein könnte, da die Räume in der Schulstraße für andere Zwecke genutzt werden könnten, z.B. für den Jugendclub. Und ja, es kann sein, dass die Bürgermeisterin da anderer Meinung ist. Wo ist das Problem?
Zur Verbindlichkeit der Einrichtung eines Café-Betriebs: Wir haben den Beschlusstext öffentlich gemacht. Jeder kann sich dadurch selbst ein Bild machen, welche Verbindlichkeit er daraus schließt. Und ja, ein Grundbucheintrag wäre sicher noch dauerhafter. Aber was macht dann der neue Eigner, wenn die Büdesheimer das Café nicht annehmen?
Die Liste der Vorhaltungen liest sich nun so: „Wählertäuschung“, „Günstlingsverhalten“, „Machtstreben“, „scheinheilige Klüngelei“, „Parteizwang“, „selbstgefällige Arroganz“, „arrogante Ignoranz“, „sturer Wahnsinn“, Zweifel an der Ehrlichkeit. Werte WAS- Vertreter, ich hoffe, Sie erschrecken selbst bei dieser Auflistung, denn ich glaube, auch Ihnen geht es um die Sache und nicht um die Diffamierung anderer. Sie sind fest davon überzeugt, dass es besser ist, das Alte Schloss im Gemeindebesitz zu behalten. Wir Grüne sind es nicht. Aber bitte bleiben Sie sachlich und greifen Sie nicht aus Unwissenheit zu solch platten Parolen gegen Bürger, die in der Politik aktiv sind. Kommen Sie gerne zu unseren offenen Fraktionssitzungen, die jeden ersten Mittwoch im Monat im Wirtshaus im Alten Bahnhof in Kilianstädten stattfinden. Dort können Sie transparent erleben, wie es wirklich ist, wie innerhalb einer Fraktion um Positionen gerungen wird.
Wolfgang Seifried
Bürger Schönecks, Gemeindevertreter und Kandidat für Bündnis90/Die Grünen