Sitzung der Gemeindevertretung am 04.07.2013: Von Trittbrettfahrern,
Kompromissbereitschaft, unterschiedlichen Interpretationen und der Kraft
von Autoritäten
Warum nicht mal fordern, was schon wird, wenn doch gerade Wahlen anstehen?
Die Sitzung startete mit einem Antrag der CDU-Fraktion, der Gemeindevorstand möge sich um die
Betreuungssituation der Grundschulkinder in Büdesheim kümmern, was dieser in Gesprächen mit
allen Beteiligten allerdings längst tut - was auch die CDU-Fraktion weiß. Aber es ist halt
Wahlkampf, und da wollte die CDU noch schnell etwas für ihr Kümmer-Image tun. Naja, wer's
braucht. Wir sind jedenfalls schon gespannt auf die Darstellung im nächsten CDU-Flyer ...
Schwierige Zeiten erfordern im klein-klein auch mal Kompromissbereitschaft
Weiter ging es mit einem Antrag der FDP-Fraktion zur Verbrauchskostenbeteiligung bei der
Nutzung der gemeindlichen Sporthallen. Dies erscheint uns Grünen reichlich kompliziert, wir
bevorzugen unverändert eine Erhöhung der Nutzungsgebühren (nur für Erwachsene!), die derzeit
z.B. für unsere schmucke, nagelneue Erich- Simdorn-Dreifeldsporthalle gerade mal vier Euro pro
Stunde beträgt - wohlgemerkt für die ganze Halle, nicht pro Feld. Aber angesichts der
Haushaltssituation (dazu später mehr) sind wir durchaus bereit, auch über zweitbeste Lösungen zu
reden, also auch den FDP-Antrag. Nicht so jedoch die Mehrheit von CDU und SPD.
Nicht bezifferbar = kostenlos?
Eine "Flexibilisierung der Regelungen zur Schließung und zum Besuch der gemeindeeigenen
Kindertagesstätten während der hessischen Sommerferien" forderte die FDP in einem weiteren
Antrag. Demzufolge sollte jede Einrichtung nur noch eine Woche, entweder in der 3. oder 4.
Ferienwoche, geschlossen haben. Gemäß Verwaltung sind die Kosten dafür nicht "bezifferbar".
Dies interpretierten FDP und CDU als "keine Mehrkosten". Diese Haltung ist zwar nachvollziehbar,
denn jeder möchte gerne gratis Gutes tun, aber leider falsch. Denn beispielsweise für die Reinigung
während der erweiterten Öffnungszeiten oder für die Personaldisposition fallen natürlich Kosten an,
auch wenn sie vielleicht gering und schwer bezifferbar sind. Auch die Hinweise der Bürgermeisterin,
dass Sanierungen, wie z.B. diesen Sommer in der Kita Oberdorfelden, innerhalb einer Woche
kaum umsetzbar wären, sind nachvollziehbar.
Die SPD-Fraktion konterte mit dem Antrag, alle Kitas sollten gleichzeitig in den letzten beiden
Ferienwochen geschlossen haben, die bestehende Notdienstregelung aber beibehalten werden. Da
die bestehende Notdienstregelung aber darauf basiert, dass die Kitas wechselseitig geschlossen
haben, so dass jeweils eine geöffnete Kita den Notdienst für Kinder einer geschlossenen Kita
übernehmen kann, war der SPD-Antrag sogar in sich widersprüchlich.
Wir lehnten beide Anträge ab, da die bestehende Regelung unserer Ansicht nach die beste der drei
diskutieren Alternativen ist: Jedes Kind kann zu jeder gewünschten Ferienzeit betreut werden, es
bleibt in den Kitas Zeit für notwendige Instandhaltungsarbeiten und es fallen keine Mehrkosten an.
Da weder SPD noch FDP Mehrheiten für ihre Ideen gewinnen konnten, bleibt alles beim Status quo.
Die Kommunalaufsicht diktiert der Gemeindevertretung erfolgreich (?), was wir Grüne
zuvor vergeblich gefordert hatten: Es muss gespart werden und es müssen die Einnahmen
erhöht werden.
Unter TOP10 ging es schließlich ans Eingemachte, an den Haushalt. Die Kommunalaufsicht
genehmigt den vorgelegten Haushalt nur, wenn 700.000 Euro eingespart werden. Was uns in den
Haushaltsberatungen nicht gelungen war, gelang erst mit Autorität der Aufsichtsbehörde. Neben
längst überfälligen Streichungen wie dem Aufschub des Umbaus der Frankfurter Straße sind auch
wirklich schmerzhafte Einschnitte zu verzeichnen: beispielsweise die gestrichenen Sanierungen
des Büdesheimer Schlosses und des Büdesheimer Rathauses. Hier droht Substanz verloren zu
gehen. Die bisher falsche Prioritätensetzung der Gemeindevertretung wird besonders deutlich am
Rathaus Büdesheim: Für die gestalterischen Maßnahmen am Vorplatz wurden letztes Jahr noch
100.000 Euro ausgegeben, für notwendige Sanierungsarbeiten fehlt nun das Geld. Die Rufe von uns
Grünen verhallten ungehört!
Dass ein Umdenken bei CDU/SPD wirklich stattfindet, darf trotz aller Beteuerungen, beim nächsten
Haushalt werde man die notwendigen Beschlüsse, auch zur Steuer- und Gebührenerhöhung,
mittragen, bezweifelt werden. Wir erinnern uns: Erst in der Juni-Sitzung der Gemeindevertretung
war von der CDU noch ein Steg über die Nidder ins Schaufenster gestellt worden.