03.11.2011: Neubau U3-Betreuung in Kilianstädten - Alternativplanung
Abstimmung:
abgelehnt: 10 Stimmen dafür (Grüne, FWG, FDP), 23 Stimmen dagegen
Beschlussvorschlag:
Der Beschlussvorschlag wird wie folgt ersetzt:
Der Gemeindevorstand wird beauftragt, zur Schaffung von zusätzlichen Kinder-Betreuungsplätzen
vor der Festlegung auf den Standort Waldstraße und vor der Schaffung von unwiderruflichen Fakten
eine Alternativplanung nach folgenden Vorgaben zu entwickeln sowie die betroffenen Schulen und
Träger in die Planungen einzubinden:
1. Die benötigten U3-Betreuungsplätze werden nicht ausschließlich durch unmittelbare
Investitionen in einen U3-Neubau geschaffen, sondern auch durch Verlagerung von betreuten
Schulkindern aus den Kindertagesstätten an die Schulen und durch Nutzung der frei werdenden
Plätze für die U3-Betreuung.
2. An der Friedrich-Ebert-Schule in Kilianstädten wird dazu in Infrastruktur zur Betreuung von
Schulkindern investiert, die zunächst noch vom Betreuungsverein Rabeneltern, vom evangelischen
Kindergarten, von der Gemeinde oder von einem anderen Träger betrieben werden kann.
3. Bei den Planungen wird berücksichtigt, dass die geschaffene bauliche Infrastruktur in einer
späteren Phase auch in die Trägerschaft der Schule übergeben werden kann, falls hier die
Beschlüsse zur Entwicklung zu einer Ganztagsschule gefasst werden.
4. Beim hessischen Sozialministerium ist vom Gemeindevorstand zu hinterfragen, ob die bisherige
Interpretation der „Richtlinie zur Förderung von Investitionen im Rahmen des Investitionsprogramms
Kinderbetreuungsfinanzierung 2008 bis 2013“ korrekt ist. Förderfähig sind demzufolge „Neubau und
Erweiterungsbau von Kindertageseinrichtungen mit einer Pauschale von bis zu 14.500 Euro pro neu
geschaffenem Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren“. Dies wurde von der Gemeinde bislang
so ausgelegt, dass nur Direktinvestitionen in U3-Betreuung bezuschusst werden, was sich aus der
Formulierung in der Richtlinie aber nicht ergibt.
5. Unabhängig von Punkt 4 ist bei der Entscheidungsfindung nachrangig zu bewerten, ob die
Kosten von der Gemeinde, dem Kreis, dem Land oder dem Bund getragen werden. Neben der zu
erreichenden Betreuungsqualität ist vielmehr die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen für die
öffentliche Hand in Summe über den gesamten Lebenszyklus der Investition ausschlaggebend.
6. Planungen für Neubauten erfolgen daher auch ausschließlich im Passivhaus-Standard.
Begründung:
Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen nimmt zur Kenntnis, dass noch bis 2013 vom Bund
erhebliche Zuschüsse für die Schaffung von neuen U3- Betreuungskapazitäten gewährt werden und
dass Anträge dazu bis Mitte 2012 gestellt werden müssen. Gleichwohl muss die Gemeinde bei
einer Investition von öffentlichen Geldern in Millionenhöhe – unabhängig davon ob es sich um Mittel
aus dem eigenen Haushalt oder um bezuschusste Vorhaben handelt - die Standortwahl und
Zukunftsfähigkeit der Investition in einem Gesamtkonzept zur Kinderbetreuung berücksichtigen.
Hier weist der vorgeschlagene Standort an der Waldstraße Mängel auf.
Bei der Standortwahl sind vor allem folgende Kriterien zu berücksichtigen:
1. Schulkinder sind räumlich möglichst nahe an der Schule, idealerweise auf dem Schulgelände
zu betreuen.
2. Kindergartenkinder und U3-Kinder sind möglichst wohnortnah zu betreuen.
3. Ein gewisser Grad der Zentralisierung von Betreuungseinrichtungen kann helfen, Synergien zu
nutzen, insbesondere bei der Leitung der Einrichtungen.
Der heute nach Behandlung im SFJK-Ausschuss vorgelegte Beschlussvorschlag zum Neubau an
der Waldstraße weist bei den Kriterien 1 und 2 Mängel auf. Die Vorteile bei Kriterium 3 gegenüber
einem im Anhang skizzierten Alternativvorschlag von Bündnis 90 / Die Grünen sind nur temporärer
Natur sofern man die weitere Entwicklung berücksichtigt, an deren Ende Ganztagsschulen stehen
sollten.
Hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit sind folgende Kriterien zu berücksichtigen:
1. Die zu schaffende Infrastruktur soll möglichst die für die Zukunft prognostizierten Bedarfe
abdecken.
2. Die Infrastruktur soll flexibel anpassbar sein für unterschiedliche Nutzungen – auch für den Fall,
dass sich die Prognosen nicht bewahrheiten.
Die dem Vorschlag Waldstraße zugrundeliegende Prognose, dass „allgemein“ zu erwarten sei,
dass der „Bedarf an U3-Plätzen … analog zu der Betreuung von Kindergartenkindern auf ca. 95%
ansteigen wird“, ist nicht belegt und aus Sicht von Bündnis 90 / Die Grünen weniger wahrscheinlich
als ein weiteres Ansteigen der Nachfrage nach Betreuung von Schulkindern. Insofern sollten neue
Kapazitäten auf jeden Fall in der Nähe der Schulen geschaffen werden. D.h. der Standort Friedrich-
Ebert-Schule trifft sowohl die aktuelle Prognose und ist darüberhinaus flexibel für unterschiedliche
Nutzungen.
Im
Anhang ist daher ein Alternativszenario mit einer Investition an der Friedrich-Ebert-Schule
skizziert. Dieses Szenario ist bewusst so gestaltet, dass es vergleichbar ist mit dem Vorschlag
der Verwaltung. Ihre ganze Kraft entfaltet die grundsätzliche Idee - an den Schulen zu investieren
und Schulkinder aus den schul- entfernten Betreuungsstandorten dorthin zu verlagern, um
wiederum dort Plätze für U3-Kinder freizumachen - jedoch erst, wenn auch die Standorte
Büdesheim (Schulstr.) und Oberdorfelden (Fröbelstr.) in die Überlegungen mit einbezogen werden.
Dort werden schul-entfernt derzeit jeweils 20 Schulkinder betreut.