Rede zum Schönecker Haushalt 2012/2013
Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Der vom Gemeindevorstand vorgelegte Entwurf des Haushaltsplans deutet zumindest den Versuch
an, die Einnahmesituation der Gemeinde durch die Anhebung der Gewerbesteuer, der Hundesteuer
und der moderaten Anpassung der Kinderbetreuung zu verbessern und verleitete den noch
Bürgermeister Ludger Stüve inhaltlich zu der Aussage, dass 2013 erstmals wieder die Chance für
einen ausgeglichen Ergebnishaushalt bestehen würde und fährt dann wörtlich fort: „Diesem Ziel
können wir noch näher kommen, wenn die parlamentarischen Beratungen nochmals einen Beitrag
dazu liefern, die Haushaltssituation der Gemeinde zu verbessern.
Die gute Nachricht, werter Bürgermeister ist: Wir Grüne liefern dafür eine Steilvorlage!
Die schlechte: Die große Haushaltsverabschiedungskoalition von CDU und SPD tut mit ihren
Anträgen dafür nichts, sondern belastet die Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde zudem auf
Jahrzehnte hinaus durch die Jahrhundertfehlentscheidung, die durch die Eigenkontrollverordnung
notwendig werdende Zuleitungskanaluntersuchung über die Grundsteuer zu finanzieren. Dafür soll
diese um 65% Punkte angehoben werden.
In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies: Wer heute 300 € Grundsteuer zahlt, muss nunmehr jährlich
rund 360 €, also 60 € mehr zahlen und dies in den kommenden 20 oder noch mehr Jahren. Zudem
werden Bürgerinnen und Bürger belastet, die gegenwärtig dafür überhaupt nichts zahlen müssten,
als da sind: Mieter, Anwohner der Frankfurter Straße in Kilianstädten und der Vilbeler Straße in
Büdesheim, deren Zuleitungskanäle kürzlich erneuert wurden, sowie Häusleneubauer, die nach
1997 neu gebaut haben.
Wir bieten Ihnen im Zuge der Haushaltsberatungen mit unserem Antrag zur
Kanalbenutzungsgebühr die Chance, diesen gravierenden Fehler zu korrigieren.
An dieser Stelle möchten wir auch klarstellen: Eine deutliche Verbesserung der Haushaltssituation
ist ohne eine Anhebung der Grundsteuer A und B nicht bzw. nur teilweise realisierbar und wird
bzw. wurde nahezu in allen Kommunen praktiziert. Deshalb haben auch wir hier eine moderate
Erhöhung von 40 % Punkten vorgeschlagen um die Einnahmesituation zu verbessern. Gleichzeitig
schlagen wir zum wiederholten Male vor, dass der Kostendeckungsgrad der Friedhöfe von derzeit
rund 62 % auf 80 % angehoben werden muss.
Diese, Jahr für Jahr von der Kommunalaufsicht geforderte Maßnahme ist in jedem
Kassenprüfungsbericht seit vielen Jahren nachzulesen.
Eine Erhöhnung von Entgelten, Gebühren, Steuern muss aber einhergehen mit aus grüner Sicht
zwei entscheidenden Faktoren:
1. substantiellen Einsparungsbemühungen der Gemeinde selbst!
Als da sind: Überprüfung der direkten und indirekten Vereinsförderung, Überprüfung der freiwilligen
Leistungen der Gemeinde, Überprüfung der Pflichtaufgaben auf Effizienz und Effektivität der
bereitgestellten Mittel, ggfl. Reduzierung, konsequente Weiterentwicklung der
Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen (ohne die leider immer wieder anzutreffenden Luftnummern),
Verzicht auf rein der Ästhetik dienenden Baumaßnahmen.
2. Reduzierung der langfristigen Verbindlichkeiten und vielleicht noch wichtiger: Reduzierung der
kurzfristigen (Kassenkredite) Verbindlichkeiten!
Bei rund 16 Millionen Schulden, Tendenz steigend, muss in einem ersten Schritt alles daran
gesetzt werden, diese Summe zu verringern.
Bei ca. 1 Million jährlicher Tilgungsleistung, die der Haushaltsplan ausweist, kann es doch nicht
angehen, dass dieser Schuldenstand weiter steigt, demzufolge die Tilgungsleistungen steigen und
eine spürbare Senkung unmöglich wird.
Ähnlich verhält es sich bei den „Kassenkrediten“ die vergleichbar mit den Überziehungskrediten
beim Girokonto zu sehen sind. Sie steigen und steigen und steigen – Ende nicht absehbar. Dies
zu ändern heißt in einem ersten Schritt ausgeglichener Ergebnishaushalt und dann positiver
Ergebnishaushalt zur Reduzierung der kumulierten Vorjahresdefizite.
Diese Maßnahmen dienen dem übergeordneten Ziel, die finanzielle Leistungsfähigkeit der
Gemeinde wiederherzustellen und langfristig zu sichern!
Einfacher ausgedrückt: Nicht mehr auszugeben, als einzunehmen und eine Nettoneuverschuldung
zu verhindern.
Wie dies in dem anstehenden Doppelhaushalt aussehen könnte, haben wir in zahlreichen Anträgen
dargelegt, die wir nachher im Einzelnen erläutern werden.
An dieser Stelle sei nur darauf hingewiesen, dass im Jahr 2012 der Haushalt um 170.000 € und im
Jahr 2013 um 232.000 € entlastet werden könnte, und das, obwohl wir dafür die überwiegende
Mehrheit der Schönecker Bevölkerung weit weniger zur Kasse bitten, als dies bei CDU und SPD
der Fall sein wird und trotzdem die Entwicklung der Gemeinde Schöneck unter dem Aspekt der
Nachhaltigkeit in ökologischer, sozialer, kultureller und ökonomischer / finanzieller Sicht
voranbringen.
Dies gilt auch für den Zeitraum ab 2014 und führte uns zu einer schwerwiegenden Entscheidung.
Bündnis 90/Die Grünen stellten im Rahmen der Verkehrsbelastung der BewohnerInnen und
Bewohner des Kilianstädter Flaschenhalses immer die Speerspitze der Verbesserung und
Entlastung seit Beginn der 90 er Jahre dar.
Die jahrelang für etwas Entlastung sorgende Ampel im Flaschenhals hätte es ohne uns nicht
gegeben und wir haben darüber hinaus trotz ökologischer und finanzieller Bedenken der
Umgehungsstraße zugestimmt, um den Durchgangsverkehr aus Kilianstädten raus zu bringen.
Nun steht eigentlich die grundhafte und wünschenswerte Erneuerung der Engstelle an, die
allerdings nur mit einer Kreditaufnahme in Höhe von ca. 2-3 Millionen € in 2014 inklusive
Kanalbaumaßnahmen erfolgen könnte.
Beim derzeitigen Kenntnisstand bezüglich der ansteigenden Schuldenentwicklung der Gemeinde
müssen wir diese Maßnahme um weitere zwei Jahre bis 2016 aufschieben.
Die von uns präsentierten Vorschläge, werte Kolleginnen und Kollegen zeugen von Verantwortung
und dem unbedingten Willen unserer Fraktion, die Finanzsituation der Gemeinde Schöneck zu
verbessern, … trotzdem oder gerade deswegen die Entwicklung unserer Kommune voranzutreiben,
die Lasten für die zukünftigen Generationen zu reduzieren und nicht im Klienteldenken verhaftet zu
bleiben.
Wie sagte es mein Fraktionskollege Wolfgang Seifried vor zwei Jahren an gleicher Stelle: Es gibt
viel wünschenswertes….., das wir uns aber nicht leisten können, es sei denn, wir leihen es uns bei
unseren Kindern.
Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist mit uns aber nicht zu machen!
Aus diesem Grunde werden wir dem Doppelhaushalt 2012/2013 nicht zustimmen können.
Peter Zittier
Fraktionsvorsitzender
Es gilt das gesprochene Wort